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Kleine Chronik von Rheinkassel

von Michael Reiff
erschienen im Festbuch der St. Hubertus-Schützenbruderschaft 196x


Rheinkassel ist einer der nördlichsten und kleinsten Vororte von der Stadt Köln. Zur Pfarre gehören noch die Orte Langel und Kasselberg, früher auch Feldkassel und Fühlingen. Die Namen der Orte Rheinkassel, Feldkassel und Kasselberg sind von römischen Kastellen her entstanden.

Diese Orte liegen in einem Dreieck nördlich am Rande Kölns. Der Rhein schlang früher seine Arme um diese Orte. Auch heute noch zieht der Rhein bei Hochwasser einen Arm um Kasselberg, welches dann ringsum vom Wasser umschlossen ist, fest an Rheinkassel vorbei. Durch einen Hochwasserdeich ist letzterer Ort vor Überschwemmung geschützt. Ein weiterer Rheinarm zog sich westlich hinter Feldkassel zum Worringer Bruch hin. Sümpfe und Vertiefungen im dortigen Gelände lassen dies heute noch erkennen.

Rheinkassel gehört ländlich zur Gemarkung Worringen. Südlich des Worringer Bruchs war im Jahre 1288 die Schlacht bei Worringen zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Grafen von Berg.

Der Ort Rheinkassel wird in einer Chronik von Merheim linksrheinisch (heute Weidenpesch) um das Jahr 670 unter folgendem erwähnt: "Als hohe Gönnerin erweist sich Plektrudis, die Gemahlin Pippins, die um das Jahr 670 St. Gereon-Köln beträchtliche Güter schenkte, unter anderem auch solche von Rheinkassel." Auch heute noch besitzt die Kirche in Rheinkassel zahlreiche Güter (Ländereien), die an hiesige Landwirte verpachtet werden.

Auf einem Hügel direkt am Hochwasserdeich steht die St. Amandus-Kirche in Rheinkassel. Vom Rheinufer aus bietet die Kirche einen schönen Anblick mit ihren 3 Türmen: Klein-St. Gereon in Rheinkassel. St. Amandus ist der Pfarr-Patron dieser Kirche. Er war als Benediktinermönch der Apostel der Belgier und lebte von 594 bis 676. In einem Benediktinerkloster bei Tournai fand er seine letzte Ruhestätte. Diesem Kloster wurden durch eine Urkunde Karls des "Einfältigen" weite Gebiete des bäuerlichen Landes im Norden von Köln zugesprochen, woraufhin das Kloster in diesem Gebiete eine Kirche zu Ehren seines Heiligen errichtete.

Seit 1220 gehörte die Pfarre Rheinkassel zum Kölner Stift St. Gereon. Aus dieser Zeit stammt die Kirche. Vor Jahren wurden bei Ausschachtungen unter der alten Sakristei einige gut erhaltene römische Steinsärge geborgen. Auch dieser Fund schließt darauf, dass Rheinkassel schon zurzeit der Römer bestanden hat. Die letzten Römer verließen im 7. Jahrhundert das Rheinland.

Die alte Chronik von hier wurde im Jahre 1797 von den Franzosen vernichtet. Die St. Amandus-Kirche wurde auch früher Todemannskirche genannt. Die Rheinschiffer vor allem nannten sie so. Eine Sandbank im Rhein war das Todemannsorth. Es läuft die Sage, eine Leiche wäre an dem Kirchhügel angeschwemmt worden, welche sehr viel Geld bei sich trug, wovon das Gotteshaus erbaut worden sei.

Die Kirche ist dem romanischen Stil nach erbaut. In der Mauerüberhöhung befinden sich 3 größere romanische Rundbogen. Die untere Mauer zeigt Merkmale karolingischer Bauweise. Der Westturm der Kirche war früher bis zu einem Brande noch 1 Stockwerk höher. Drei Bronzeglocken aus dem Jahre 1507, 1605 und 1685 sind noch wohlerhalten und haben alle Kriege überstanden. Die schlanken Türme an den Flanken des Chors, die ganze Anordnung der einzelnen Bauteile erinnern alle an Köln. So bemerkt man deutlich den Kölner Einfluss, da sie ja früher dem Gereonsstift zugehörte. Die Innen-Architektur ist sehr kunstvoll. Nur die Freunde kirchlicher Raukunst wissen, wo Rheinkassel bzw. die Amandus-Kirche liegt.

Um die Kirche war früher auch der Friedhof; Grabsteine und Kreuze sind heute noch teils verfallen vorhanden. Der heutige Friedhof liegt an der Alten Römerstraße. Er ist wohl einer der schönsten der Umgegend und wurde vor mehr als 100 Jahren angelegt. Das Hochkreuz trägt die Jahreszahl 1847.

Seit der Zeit liegen hier schon sechs Pfarrer beerdigt, die alle im Orte als Seelsorger gewirkt haben: Jos. Adam Heydgen (gest. 1870), Wilhelm Lothmann (gest. 1889), Johannes Wassong (gest. 1897), Definitor Peter Thönissen (gest. 1912), Johannes Kehren (gest. 1916) und Konrad Wirtz (gest. 1919). Hiernach wirkte Dechant und Geistlicher Rat Friedrich Franzen, der jedoch in seinem Heimatort beerdigt liegt. Seit 1942 ist Dechant Walter Beckers als Pfarrer hier. Unter seiner Obhut wurde das Innere der St.-Amandus-Kirche, die ja unter Denkmalschutz steht, neu renoviert. Auch das Pfarr- und Jugendheim, im letzten Krieg zerstört, wurde neu aufgebaut.