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Rheinische Post vom 6. Dezember 2023, Autor/Bild: Bussang

Was wird jetzt aus der Hitdorfer Rheinfähre?

Nach Panne und Rettungseinsatz bleibt Fähre vorerst außer Betrieb

Am Tag nach dem Ausfall der Steuerungseinheit der Hitdorfer Fähre während der Fahrt mitten auf dem Rhein und einer anschließenden Rettungsaktion von zwei Besatzungsmitgliedern und vier Passagieren in Dunkelheit und feuchter Kälte ist das genaue Ausmaß des Schadens noch nicht absehbar. Klar ist: Es liegt an dem hydraulischen Steuersystem des mit vier Dieselmotoren betriebenen Wasserfahrzeugs. Die Anlage hatte in den vergangenen Monaten schon mehrfach für Betriebsstörungen und Ausfälle gesorgt. Nun soll zunächst ein externer Gutachter klären, was genau defekt ist und wie der Schaden behoben werden kann, berichtet Christian Lorenz, Pressesprecher des Betreibers, der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK). Die Fähre befindet sich derzeit im Hafen von Köln-Niehl. Lorenz rechnet mit einem längeren Ausfall des traditionsreichen Hitdorfer Wasserfahrzeugs, das Leverkusen mit Köln-Langel verbindet.

Im Niehler Hafen wurden am Mittwochmorgen die beiden Autos ausgeladen, die sich bei der Havarie auf der Fähre befunden hatten. Mit ihnen laut Lorenz insgesamt vier Passagiere, drei Männer und eine Frau. Die Männer verteilten sich in dem Moment, als am Dienstagabend die Steuerung ausfiel, in ihren Autos, die Frau war mit einem Fahrrad unterwegs. Die Fähre befand sich zu dem Zeitpunkt mitten auf dem Rhein. Als der Fährführer merkte, dass er keine Kontrolle mehr über das Schiff hatte, ließ er beide Anker werfen, damit es nicht führungslos auf dem Strom trieb, und setzte einen Notruf ab. Den hörte offenbar der Schiffsführer eines in der Nähe befindlichen Binnenfrachters. Er manövrierte sein Schiff dicht an die Fähre heran um ihr so zusätzlichen Halt im Wasser zu geben, berichtet Lorenz weiter.

Zur gleichen Zeit startete ein aufwendiger Rettungseinsatz, an dem neben den Feuerwehren aus Leverkusen und Köln sowie der Wasserschutzpolizei auch das Feuerlöschboot von Currenta beteiligt waren. Während des Einsatzes wurden die Passagiere in einen kleinen Aufenthaltsraum auf der Fähre geführt, um gegen Regen und Kälte geschützt zu sein. Die Rettungsmannschaften holten die Passagiere mit ihren Booten von Bord der Fähre und brachten sie wohlbehalten und sicher an Land. Dem zur Hilfe geeilten Schiffer gelang es, mit seinem Frachter die manövrierunfähige Fähre und ihre Besatzung in den Niehler Hafen zu schleppen. „Wir sind froh und glücklich, dass alle beteiligten Einsatzkräfte so gut und erfolgreich zusammengearbeitet haben, sagt HGK-Sprecher Lorenz.

Wie geht es weiter? Mit der neuerlichen Havarie ist das Schicksal der Rheinfähre Fritz Middelanis nicht besiegelt. Der Kasko, also der Stahlbau der Fähre, sei in einem guten Zustand, heißt es aus Köln. Es gebe derzeit keine Überlegungen, die Fritz Middelanis zu ersetzen“. Im Gegenteil: Der Betreiber blickt in die Zukunft: Zwei Hochschulen wurden beauftragt zu prüfen, inwieweit es möglich wäre, die Dieselmotoren der Fähre durch einem alternativen, umweltschonenden Antrieb zu ersetzen. Die Hitdorfer Fähre hat eine lange Geschichte. Zeugnisse für den Fährbetrieb zwischen Hitdorf und Langel gebe es bereits seit dem 15. Jahrhundert, schreibt Karl-Heinz Buchholz (KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital.) Das Hitdorfer Fährrecht wurde erstmals 1633 beurkundet. Buchholz: „Allerdings wurde das Geschäft damals nicht mit einer Großfähre betrieben, sondern mit Booten, Nachen und Schalden, das heißt besonders flachen Kähnen, die zwar für eine quer zur Flussströmung verlaufende Fahrt durch den geringen Widerstand günstige Voraussetzungen boten, aber auch schneller kentern konnten als tiefer liegende Boote. Insofern war die Nutzung der Fähre nicht ohne Risiko.“

In den 1920er Jahren gab es erste Pläne für eine Brücke, die aber verworfen wurden. Am 8. März 1930 wurde eine neue Großfähre in Betrieb genommen, benannt nach dem Hitdorfer Zündholzfabrikanten Fritz Middelanis. Die Fährgesellschaft gehört je zur Hälfte Leverkusen und Köln.