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Kölner Wochenspiegel vom 24. April 2002; Autor und Bild: Machnik

Sie ist bei Wind und Wetter im Dorf unterwegs

Die 92-jährige Katharina Schmitz ist das "Müllmadämsche vun Rheinkassel"

Sie gehört zu Rheinkassel wie die Kirche St Amandus und der Rheindamm: die 92-jährige Katharina Schmitz geht zu jeder Jahreszeit hinaus, außer wenn es stark regnet - "Regenschirm, Stock und Plastikbüggel kann ich nicht gleichzeitig halten". Dreimal am Tag "dreht" sie ihre Runden durch das "Dorf".
Dabei sammelt sie den Müll auf, den andere Leute achtlos wegwerfen. "Die hält unsere Straße sauber", sagen denn auch die Nachbarn voller Lob.
Sie sei schon immer gern gelaufen, erklärt die schmale alte Frau mit den weißen Haaren den Grund ihrer ungewöhnlichen Spaziergänge. In drei Bereiche hat sie Rheinkassel eingeteilt: morgens geht es vorne am Friedhof entlang, mittags kommt die Rückseite dran, und gegen Abend geht sie durch ihre Wohnstraße und gelangt im großen Bogen durch ihren Garten wieder zum Haus.
"Sitze ich, tun mir meine Knochen weh, also kann ich auch laufen." Da ihr das Bücken mittlerweile doch schwer fällt, kratzt sie den Müll - hauptsächlich Papier, Joghurt- und Getränkeverpackungen - mit ihrem Stock zusammen. "So brauche ich mich nur einmal zu bücken." Der Abfall wandert in die mitgebrachte Plastiktüte und ab damit in die Tonne.
Ungefähr Stunde dauert eine ihrer Runden und gelegentlich biegt sie auch die vorwitzigen Brombeerranken im Garten ihres Nachbarn zurück, wenn die aus der Reihe tanzen.
"Manchmal denke ich, ich bin verrückt, aber ich muss es einfach machen", beschreibt sie amüsiert ihre außergewöhnliche Beschäftigung.
Bis vor vier Jahren habe sie noch ihren großen Garten selbst bearbeitet, aber das machen mittlerweile Tochter und Schwiegersohn.
"Ich muss raus, um meine Beine zu bewegen." Aber das allein genügte ihr nicht, und so hält Katharina Schmitz das ganze Jahr über Rheinkassel sauber.