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Kölner Stadt-Anzeiger vom 19./20. April 2003, Autor: Andreas Damm; Foto: Rakoczy

Der Kapitän bittet zur Extrarunde

Bei schönem Wetter herrscht Hochbetrieb auf der Fähre "Fritz Middelanis"

Seit rund 40 Jahren transportiert das Schiff Fahrgäste über den Rhein.
Kapitän Peter Ströhle drückt seine Reval im Aschenbecher aus. "Jetzt mache ich mal Volksbelustigung", sagt er, schiebt den Gashebel nach vom und lässt die "Fritz Middelanis" kurz vor dem Anlegen in der Strömung eine Extrarunde tanzen. Einige Fahrgäste wirken verunsichert, die meisten belohnen das Manöver mit Gejohle und Applaus. "Das machen wir sonst nur zu Karneval", versichert der 58-Jährige am Steuer und hat seinen Spaß dabei.
Alles bestens bei Stromkilometer 705. Auf der Metallplattform warten die Ausflügler darauf, dass die Landebrücke befestigt wird. Angeführt von einer Harley Davidson, zwei Kawasakis und einem seekranken Hund zieht sie los, die kleine Karawane in jene für die Kölner so geheimnisvolle Gegend, in der die Ortschaften Hitdorf, Rheindorf und Monheim heißen.
Die Besatzung bleibt. Es geht sofort wieder zurück nach Langel. 400 Meter im Viertelstundentakt. Mehr Kraft, als der dunkelblaue Luxuskombi ganz vorne auf der Rampe, bringt die "Fritz Middelanis" auch nicht ins Wasser. Ihre vier Dieselmotoren leisten je 80 PS, das reicht für "250 Personen oder 21 Pkw".
Genügsam wie ein Brauereipferd treiben die Maschinen die Fähre seit 1962 über den Rhein, ein tuckernder Beweis für die Qualität der Schiffswerft Clausen in Oberwinther.
Auf dem Funkgerät hat Ströhle Kanal 10 eingeschaltet, den Rheinfunk. Die weitaus größeren Frachtschiffe haben Vorfahrt, Sportboote müssen ausweichen. Der Fährmann ist "seit 36 Jahren hier beschäftigt", da hat man alles im Blick. Er genieße die Abwechslung, sagt er, jeden Tag andere Gesichter". Ein Gast, der im vorigen Jahr des öfteren die Passage buchte, war Götz George, "mit so einem Mountainbike". Ersatzkapitän Kurt Hansmann, an diesem Tag als Kassierer an Deck, habe sogar ein Autogramm und ein Erinnerungsfoto. "Hast du das Bild vom Kommissar noch?" fragt Ströhle seinen Kollegen über Bordfunk. Hat er nicht, dafür die Information, der Schimmi sei ein ganz normaler Fährgast gewesen. Und wieder zurück Richtung Hitdorf. Ein Dobermann weigert sich, die Stahlplanken zu betreten. Vielleicht hat er sein Geld vergessen - Hunde zahlen 50 Cent für die einfache Fahrt, Erwachsene einen Euro. Manfred Welter, Kerstin Liebscher und der neunjährige Tobias sind mit dem Rad aus Volkhofen gekommen. Ihr Ziel: ein Lokal in Hitdorf. Wer noch nicht weiß, wo er einkehren könnte, findet auf einer Reklametafel den Vorschlag "Gasthof Villa Knöterich". Andere Schilderweisen zu anderen Zielen - etwa zu einer "Gesellschaft für Planung in der Automatisierungstechnik mbH".
Für Fährschiffer Ströhle ist es die letzte Tour an diesem Karfreitag. Um 14 Uhr wartet seine Abwechslung auf dem Steg in Hitdorf. Nie was passiert in all den Jahren? Einige leicht verbeulte Stoßstangen vielleicht, mehr nicht, sagt er. Ach ja, ein einziges Mal sei jemand über Bord gegangen - er selber.

Die Fähre Hitdorf-Langel verkehrt bis September werktags von 6 bis 20.15 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 20.15 Uhr.