Keine Navigationsleiste auf der linken Seite? Abhilfe

Kölner Stadtanzeiger vom 17. November 2010, Autor: Stinauer / Bild: Fouad

Mit dem Auto im Rhein gelandet

Augenzeuge ist Retter

Sie haben sich im Nebel auf ihr Navigationsgerät verlassen: Ein 61-Jähriger und sein Beifahrer steuerten mit Tempo 30 geradewegs in den Rhein. Erstaunlicherweise war das nicht das erste Mal, dass an dieser Stelle ein Auto versunken ist.
Ein oder zwei Minuten hat Bernd S. mit sich gerungen. Er sieht, wie zwei Männer auf dem Heck eines Autos saßen, das mit jeder Sekunde tiefer im strömenden Rhein versinkt. „Hilfe! Ich kann nicht schwimmen“, ruft der jüngere. Es ist gegen 19 Uhr am Dienstagabend in Langel, in Höhe des Anlegestegs der Rheinfähre. Temperaturen um fünf Grad, neblig, stockfinster. Bernd S. steht am Ufer und fragt sich: „Kannst du wirklich damit leben, jetzt gar nichts zu tun?“ Etwa 25 Meter entfernt treibt der Wagen auf dem Rhein. Der Fahrer (61) und sein Beifahrer (36) hatten sich im dichten Nebel auf ihr Navigationsgerät verlassen und nicht bemerkt, dass die Rampe in den Fluss führt. Mit Tempo 30 steuerte der 61-Jährige die Limousine direkt ins Wasser. An derselben Stelle waren von einem Jahr ein Taxifahrer und sein Fahrgast mit dem Auto versunken und konnten sich mit letzter Kraft an Land retten.
Auch das Fahrzeug der beiden Männer geht sofort unter, sie klettern auf das Heck. Ein junges Paar warnt Bernd S., ins Wasser zu gehen: „Die Strömung ist zu stark.“ Doch der 51-Jährige kalkuliert das Risiko, er denkt an seine Frau und seine drei Kinder, sieht, dass die Strömung zumindest in Ufernähe eher gemächlich ist. „Die Situation war beängstigend“, schildert er am Tag danach: „Da kämpft jemand um sein Leben, und du stehst nur 25 Meter entfernt.“ Bernd S. zieht seine Turnschuhe und die Jacke aus und steigt in den Rhein. „Kommen Sie zu mir“, ruft er den beiden Männern zu. Das Paar am Ufer richtet eine Taschenlampe auf das Auto, aber der dünne Strahl verliert sich im Nebel. Der 61-Jährige schwimmt an Land, der jüngere bleibt auf dem Heck sitzen schreit um sein Leben: „Ich kann nicht schwimmen. Bitte! Holen Sie mich!“
Halb watend, halb schwimmend bewegt Bernd S. sich auf das untergehende Auto zu. Er nimmt den 36-Jährigen Huckepack. Der umarmt und küsst seinen Retter erstmal vor lauter Freude. „Das hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen“, erzählt Bernd S. tags darauf und lacht. Er schleppt den Nichtschwimmer an Land. Vier oder fünf Minuten habe das gedauert. „Als ich mich umgedreht habe, war das Auto versunken. Viel länger hätte ich also nicht warten dürfen.“
Rettungskräfte nehmen die drei klatschnassen Männer in Empfang und fahren sie ins Krankenhaus. „Im Rettungswagen habe ich überlegt, wie ich das meiner Frau erklären soll“, schildert Bernd S. „Aber ich denke, ich war nicht unvernünftig, das war schon alles sehr überlegt.“
Am Mittwochmorgen suchen Feuerwehrtaucher nach dem Autowrack. Sie lokalisieren es 40 Meter vom Ufer entfernt in sechs Metern Tiefe. Eine Bergung wagen sie vorerst nicht - die Strömung ist zu gefährlich. Am Donnerstag will die Feuerwehr ein „Taucherschutzschild“ ins Wasser hinunter lassen, eine zehn Meter hohe und fünf Meter breite Stahlwand, in deren Schutz die Taucher unter Wasser arbeiten können. Sie werden Seile am Fahrzeug anbringen, ein Bergungsschiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes wird den Wagen dann an Land heben.