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Kölner Stadt-Anzeiger vom 16. November 2006, Autor: Görtz

Gut gerüstet gegen kommende Flutwellen

Anwohner sehen Baulücken als Gefahr

„Ich freue mich über jeden Pflock, der in den Boden gerammt wird“, sagt Norbert Blazytko, „aber ich glaube nicht, dass diese großen Löcher rechtzeitig geschlossen werden können.“ Blazytko wohnt nur 50 Meter hinter dem Damm in Rheinkassel und beobachtet die derzeitigen Arbeiten zur Ertüchtigung des Deichs mit Sorge. Im Zuge der Sanierung des Schutzwalls klaffen dort mitunter mehrere Meter breite Durchbrüche. Nun, zu Beginn der Hochwasser-Saison, fürchten die Rheinanlieger, dass sie den steigenden Fluten schutzlos ausgeliefert sein könnten, da die Bauarbeiten erst im Oktober 2007 abgeschlossen sein sollen.

Auch wenn beim aktuellen Kölner Pegel von etwa zwei Metern akut keine Überflutung droht, bangt Blazytko: „Wenn in nächster Zeit ein Hochwasser käme, würden die Rheindörfer sofort volllaufen, und das Gewerbegebiet Feldkassel auch.“ Zudem vermutet er, dass sich die ausführende Baufirma dieser „Gefahr“ nicht bewusst ist: „Es geht einfach nicht zügig voran.“

„Es wird immer nur an bestimmten Abschnitten gearbeitet“, erklärt Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb), „da kann schon mal der Eindruck entstehen, dass an manchen Stellen nicht schnell gearbeitet wird.“ Mit dem Fortgang der Deichertüchtigung sei er jedenfalls zufrieden, Schwierigkeiten gebe es nicht. „Zwischen Merkenich und Langel werden wir aller Voraussicht nach wie geplant im Oktober 2007 fertig sein“, so der Steb-Chef.

Um während der Arbeiten Löcher oder undichte Bereiche im Deich schnell zu schließen, wenn sich ein Hochwasser ankündige, gebe es genug Personal und Material. „Wir gewährleisten, dass diese Stellen dann rechtzeitig zu sein werden“, sagt Schaaf. „Wir arbeiten intensiv mit dem Hochwasser-Warnzentrum Mainz zusammen und erstellen mehrmals täglich eigene Prognosen des Rheinpegels“, so der Steb-Vorstand. Deshalb blieben rund 36 Stunden, um auf eine von Süddeutschland nach Köln anrollende Flutwelle zu reagieren. Dieser Zeitvorsprung reiche „ganz klar“ aus, um die durch die Bauarbeiten labilen Deiche zumindest provisorisch hochwasserfest zu machen, versichert Schaaf.

Bei ihren Planungen übersehen haben die Steb jedoch zwei 60 Jahre alte Pappeln, die auf dem Grundstück des Cohnenhofs in Langel auf dem Damm stehen und die Bauarbeiten erheblich behindern würden. Einige Bürger fürchteten, dass es dadurch zu Verzögerungen der Deichsanierung kommt. Bei der vergangenen Eigentümerversammlung der Wohnungsbesitzer des Hofs wurde aber die Fällung der Bäume beschlossen, wie Steb-Projektleiter Volker Lüdicke erklärt. Dies und die gesetzlich vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen würden die Steb bezahlen. Für den Fortgang der Arbeiten habe der Planungsfehler keine Auswirkung, so Lüdicke weiter.