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Kölner Stadt-Anzeiger vom 13. August 1981, Autor: Peter Sevenich

Bei Rosa sahen die Bürger rot

Die katholische Kirche St. Amandus in Rheinkassel wurde von Grund auf renoviert

"Eingeborenen Kölnern ist Rheinkassel normalerweise unbekannt". Mit dieser resignierenden Feststellung leitete Pfarrer Hans Meixner einen Vortrag über die Geschichte der Kirche St. Amandus in Rheinkassel ein. Das Kirchengebäude ist das älteste im Kölner Norden. Nachdem es in den letzten Jahren von Grund auf renoviert worden war, steht es der Gemeinde seit wenigen Monaten wieder zur Verfügung.
Meixner erzählte, dass die Kirche in früheren Zeiten im Volksmund "Totemannskirche" geheißen habe. Der Grund dafür sei der kleine Totenkopf, der neben dem Eingang in die Frontmauer eingelassen ist. Wann und warum dieses eigentlich abschreckende Stück in die Turmmauer kam, sei jedoch nicht überliefert.
Die erste Erwähnung der malerisch auf dem Deich oberhalb der Rheinwiesen gelegene Kirche stammt aus dem 1156. Im Jahre 1213 wurde die dreischiffige spätromanische Pfeilerbasilika in das Kölner Gereonsstift inkorporiert. In ihrer heutigen Gestalt wurde sie etwa 1230 fertiggestellt, aber bei Ausgrabungen im Jahre 1979 fand man Anzeichen dafür, dass der Mittelbau sehr viel älter sein müsse und etwa aus dem neunten Jahrhundert stamme.
Die Stürme der Jahrhunderte sind nicht spurlos an dem Gebäude vorübergegangen. Durch Brände und Kriege wurde es dreimal stark beschädigt, die Jahreszahlen 1590, 1797 und 1945 stehen für diese Einschnitte. 1797 waren es durchziehende französische Revolutionstruppen, die Feuer legten. 1646, während des dreißigjährigen Krieges, hatten Soldaten schon das Pfarrhaus niedergebrannt und den damaligen Pfarrer von Rheinkassel gehängt.
Die Dokumente über die bewegte Geschichte des Bauwerkes sind jedoch spärlich. Bei dem Brand 1945 wurden die alten Bücher verbrannt, darunter Tauf-, Trau-, und Sterbeurkunden von 1516 bis 1717. Was übrigblieb, vor allem eine alte Pfarrchronik, wurde im April des gleichen Jahres gestohlen. Die Gemüter hat die Pfarrkirche noch einmal in den letzten Jahren während der Renovierung erregt. Die Denkmalpfleger hatten verlangt, dass die porösen Außenmauern durch einen rosafarbenen Spezial-Putz geschützt würden. In der Gemeinde habe es, so Pfarrer Meixner, heftigen Streit um diesen Putz gegeben, weil viele Rheinkasseler sich mit dem neuen Aussehen der Kirche nicht anfreunden wollten und dem Naturstein nachtrauerten.
Schließlich fand man aber bei den Ausgrabungen Reste von einer ähnlichen Verputzung wie die heutige, so dass anzunehmen ist, dass die Kirche auch ursprünglich rosa war. Die Wogen der Diskussion um die Fassade haben sich geglättet, und heute sind die Rheinkasseler nicht nur stolz darauf, eine der ältesten Kirchen in Köln zu haben, sondern auch eine der schönsten.