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Kölner Stadt-Anzeiger vom 10. August 1989; Autor: Susanne Küppers, Zeichnung: Butschan

Schiene soll künftig den Vorrang haben

Busnetz wurde jedoch noch nicht in die Planung aufgenommen

Stadt legt ein Gesamtverkehrskonzept vor - Verwaltung erläutert die Auswirkungen für den Kölner Norden

Die Stadtverwaltung hat den politischen Gremien nun einen Verkehrsplan zur Diskussion vorgelegt, der die Entwicklungstrends der Kölner Verkehrsverhältnisse bis ins nächste Jahrtausend berücksichtigt: das sogenannte Gesamtverkehrskonzept (GVK).

Alle Verkehrsnetze - also Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr sowie der öffentliche Personen-Nahverkehr und der überregionale Verkehr - erscheinen in dieser Obersicht erstmals zusammengefaßt als Gesamtverkehrsnetz. Verhindert werden sollen so zum Beispiel nur kurzfristig wirksame Investitionen wie etwa der übereilte Bau von Straßen, die nach einem Rückgang des Verkehrsaufkommens, den Fachleute nach dem Jahre 2010 prognostizieren, unnötig würden.

Weiteres Ziel des umfangreichen Planwerkes soll die Stärkung der öffentlichen Verkehrsmittel gegenüber dem Auto sein. So plädieren die Stadtplaner unter anderem für die Verlängerung von Bahnlinien in den Vororten.

Einzig das Busnetz ist bisher noch nicht in den Gesamtverkehrsplan eingearbeitet worden. Die Verwaltung erläuterte auch in der Bezirksvertretung Chorweiler die derzeitige Verkehrssituation und die Prognosen und Planungen für die nächsten Jahrzehnte im Kölner Norden.

"Man kann für den Stadtbezirk Chorweiler nicht von einem ausgeglichenen Angebot für alle Verkehrsarten sprechen. Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel sind, außer in der Nähe der S-Bahn-Stationen, wegen der langen Wege zu benachbarten Stadtbezirken, zur Innenstadt und zu den Nachbarstädten, gegenüber Autofahrern eindeutig im Nachteil", heißt es in der Situationsbeschreibung im neuen Verkehrsplan.

Die Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel von der Innenstadt in einige Vororte seien zum Teil sogar ungünstiger als etwa Verbindungen zwischen Köln und den Innenstädten von Bonn, Aachen, Düsseldorf oder Duisburg, lautet eine Kritik an den derzeitigen Verhältnissen.

Dies führe zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil des Autoverkehrs in diesen Stadtteilen, heißt es in der Beschreibung der Chorweiler Verkehrsverhältnisse. Unter anderem sei eine bessere Abstimmung der Fahrpläne aller öffentlichen Verkehrsmittel erforderlich.

Für den überbezirklichen Verkehr stellen die Experten folgende Pläne vor:

Die ehemals geplante Autobahn 542 zwischen der A 57 und der A 59 mit einer Rheinbrücke östlich von Worringen ist im Gesamtverkehrskonzept aufgegeben worden. Hierfür bestehe keine dringende Notwendigkeit mehr, heißt es.

Weitergebaut werden soll dagegen die Industriestraße (zwei verschiedene Trassenführungen stehen hier zur Diskussion) bis nördlich von Fühlingen, um dort mit der B 9 (Neusser Landstraße) und dem Blumenbergsweg verknüpft werden zu können.

So entstehen überörtliche Straßenverbindungen zu den Autobahnabfahrten Worringen und Niehl. Die noch zu verlängernde Mercatorstraße soll ebenfalls an den Blumenbergsweg angeschlossen werden.

An die Mercatorstraße wird auch die vorgesehene Nordumgehung Volkhoven/Weiler, die in die geplante Escher Umgehungsstraße münden soll, angebunden. Auch eine Auffahrts- und Abfahrtsmöglichkeit von der A 57 in Höhe der Abfahrt Chorweiler in Richtung Neuss oder von dort kommend ist im Plan gekennzeichnet.

Bei den überbezirklichen Radwegverbindungen sprechen sich die Planer für eine Weiterentwicklung der Nord-Süd-Route von Nippes nach Dormagen und der Ost-West-Route von Langel nach Pulheim aus.

Die Entwicklung im Kernbereich von Chorweiler (Blumenberg, Chorweiler, Fühlingen, Lindweiler, Volkhoven/Weiler, Seeberg):
Verbessert werden muß hier nach Ansicht der Fachleute besonders die Erreichbarkeit der weiterführenden Schulen des Stadtbezirks mit öffentlichen Verkehrsmitteln und auch zu Fuß. Dazu gehört der Umbau großflächiger und für Fußgänger gefährlicher Straßenkreuzungen.
Die beiden Knotenpunkte Willi-Suth-Allee und Athener Ring/Herstattallee könnten beispielsweise durch bauliche Umgestaltungen zusammengefaßt werden. Eine Verkehrsberuhigung und Umgestaltung der Neusser Landstraße in Fühlingen wird nach der Verlängerung der Industriestraße als Umgehungsstraße Fühlingen angestrebt.

Die Planungen für Merkenich, Rheinkassel, Langel und das Gewerbegebiet Feldkassel:
Die "Entwidmung" (Entfernung) der Alten Römerstraße zwischen Langel und Worringen nach der Fertigstellung der Fühlinger Umgehungsstraße und die Verlängerung der KVB-Linie 12 bis nach Langel und zum dortigen Gewerbegebiet sind die beiden zentralen Ideen im GVK.


Der Verkehr in den Stadtteilen Esch, Auweiler und Pesch:
Besonders störend ist hier der hohe Durchgangsverkehr nach Sinnersdorf und Pulheim. Der GVK führt hier lediglich die bereits vorhandenen Pläne zur Verkehrsberuhigung der 1975 eingemeindeten Stadtteile sowie die Planentwürfe für die Umgehungstrage Esch auf.

Das Konzept für Roggendorf/Thenhoven und Worringen:
Zwei Straßen in der Nähe des Wasserschutzgebietes in Weiler sollen langfristig für den Autoverkehr aufgegeben werden. Nach der Anbindung der Mercatorstraße an den Blumenbergsweg soll der Dresenhofweg, der von Weiler nach Worringen führt, nur noch für Radfahrer zu benutzen sein. Vom Blumenbergsweg können Autofahrer dann in die Bruchstraße Richtung Worringer S-Bahnhof einbiegen.
Für den Kfz-Verkehr gesperrt werden soll die Verbindung zwischen Roggendorf/Thenhoven und Esch. Autofahrer sollen in Zukunft, wenn in Höhe der Autobahnabfahrt Chorweiler auch eine Auffahrt in Richtung Neuss und eine Abfahrt für Autofahrer aus Neuss geschaffen worden ist, die Autobahn 57 benutzen, um von Esch nach Roggendorf/ Thenhoven oder umgekehrt zu gelangen. Außerdem ist die seit Jahren geplante Nordumgehung Roggendorf/Thenhoven, die den von Worringen kommenden Verkehr in Richtung Westen aufnehmen soll, im GVK eingezeichnet.
In Worringen kann der Ost-West-Verkehr allerdings nur über die St.-Tönnis-Straße mitten durch den Ort geführt werden. Die Stadtplaner plädieren daher für verkehrsberuhigende Maßnahmen in der gesamten Ortschaft. An den S-Bahnhöfen Worringen, Blumenberg und Chorweiler sollen weitere "Park and Ride"-Plätze angelegt werden. Auf Kritik in der Bezirksvertretung Chorweiler stießen die langfristigen Pläne zur Sperrung der Straßenverbindung Esch-Roggendorf für Autofahrer. Der Umweg über die Autobahn könne den Bürgern nicht zugemutet werden, hieß es.

Die Grünen bemängelten besonders das Fehlen eines Buskonzepts. Ohne die Prognosen für den Busverkehr in den nächsten Jahren könne man nicht über ein Verkehrskonzept abstimmen. Auch die Unterstützung des GVK für den Bau zahlreicher Umgehungsstraßen stieß bei den Grünen auf Ablehnung.

Ihr Votum für oder gegen das Gesamtverkehrskonzept will die Bezirksvertretung in ihrer ersten Sitzung nach den Ferien abgeben. Die Sommerpause wollten die Fraktionen noch zur Beratung nutzen.
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