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Kölner Stadt-Anzeiger vom 7. Oktober 2021, Autor: Dröge

Schulbus für Kinder aus Worringen

Um den Standort in Rheinkassel zu sichern, müsste die Schule für umliegende Dörfer erreichbar werden

Seit dem Beginn des Schuljahrs müssen die neuen Drittklässler aus dem Schulstandort Amandusstraße in Rheinkassel nun den weiteren Schulweg nach Merkenich zum Hauptstandort ihrer Gemeinschaftsgrundschule am Spoerkelhof in Kauf nehmen. Ihre Klasse hatte zwei Schüler wegen Umzug und Nicht-Versetzung verloren, so dass sie unter die kritische Mindestklassengröße von 15 Schülern rutschte. Als Konsequenz hatten die untere Schulaufsichtsbehörde und die Schulleitung gemeinsam beschlossen, sie mit der dritten Klasse am Hauptstandort in Merkenich zusammenzulegen.

Bei den Eltern der betroffenen Schüler hatte die Entscheidung im Sommer für Empörung gesorgt nicht zuletzt, weil ihnen die Entscheidung erst zwei Wochen vor Beginn der Sommerferien mitgeteilt worden war und sie sich damit vor vollendete Tatsachen gestellt sahen. Seitdem versuchen sie zu erreichen, dass die Entscheidung rückgängig gemacht wird und argumentieren etwa mit dem langen und nicht ungefährlichen Schulweg, den besonderen Umständen der Pandemielage und der Störung des sozialen Gefüges der Grundschule Amandusstraße. Auch die Bezirksvertretung Chorweiler hatten sie auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht, die in ihrer Sitzung im August in einer Aktuellen Stunde Vertreter des Schulamts für die Stadt Köln, der unteren staatlichen Schulaufsichtsbehörde zu dem Vorgang befragt hatte.

Dessen Geschäftsstellenleiter Jörg Kaminke und sein Kollege Peter Schütterle gaben damals an, dass die Situation schulrechtlich keinen Ermessensspielraum erlauben würde - Schütterle verwies etwa auf die angespannte Lehrersituation der Schule, durch die der vollständige Unterricht aller Kinder gefährdet gewesen sei, wären die dritten Klassen der beiden Standorte getrennt geblieben. Dies hätte somit gegen den Grundsatz auf gleiche Behandlung aller Schüler verstoßen. Die Amtsvertreter äußerten gleichzeitig Verständnis für die Enttäuschung der Eltern und versicherten, dass der Fortbestand des Schulstandorts Amandusstraße nicht gefährdet sei. Die BV nahm dies zur Kenntnis, dennoch beendete sie die Aktuelle Stunde mit einer Resolution, dass nach ihrem Wunsch alle Möglichkeiten geprüft werden sollten, die betroffenen Schüler auch im laufenden Schuljahr in ihrem vertrauten Umfeld in der Amandusstraße zu unterrichten.

In ihrer jüngsten Sitzung beschäftigte sich das Gremium nun erneut mit dem Thema, da nach Auffassung der Bezirksvertreter die Problematik über den aktuell konkreten Fall hinausgehe. „Es handelt sich um ein systemisches Problem", so Joshua Schlimgen, Vertreter der FDP in der BV. „Denn abgesehen vom aktuellen Fall kommt es oft vor, dass nicht genug Kinder an der Schule Amandusstraße angemeldet werden, um Eingangsklassen zu bilden." Gleichzeitig aber seien Grundschulen in angrenzenden Stadtteilen wie Worringen überfüllt, auch weil Eltern entsprechende Empfehlungen bekämen, obwohl die Rheinkasseler Schule deutlich näher liege. In einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen sowie der FDP gaben die Bezirksvertreter dem Ausschuss Schule und Weiterbildung die Anregung, die GGS Amandusstraße für die Stadtteile Langel, Kasselberg und Fühlingen als nächstgelegene Grundschule auszuweisen, auch die Aufnahme von Kindern aus Worringen solle ermöglicht werden. Um Eltern die Entscheidung weiterhin zu erleichtern, solle außerdem ein Schulbus eingerichtet werden, um Kinder aus Worringen und Fühlingen nach Rheinkassel zu bringen - denn eine direkte Busverbindung zwischen den Stadtteilen existiere nicht.

Die Eltern der betroffenen Drittklässler kämpfen derweil weiter. Am Weltkindertag im September etwa waren sie eigens in Klassenstärke vor das historische Rathaus in der Innenstadt gezogen, um bei einer offiziellen Veranstaltung mit Henriette Reker auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. „Es ist auch toll zu sehen, wie das ganze Dorf in dieser Sache zusammensteht und sich etwa pensionierte Lehrer und Studierende melden, die bereit wären, Unterricht zu übernehmen", so eine Vertreterin der Schulpflegschaft. Daher sei es ihr unverständlich, dass sich die Schulaufsichtsbehörde gegen den Einsatz von Quereinsteigern ausgesprochen habe. „Das Dorf rackert sich ab, und die Behörde lässt die Schüler die Fehler der Vergangenheit ausbaden" so die Elternvertreterin.

Zumindest für zukünftige Klassen scheint es Hoffnung zu geben: Der Ausschuss für Schule und Weiterbildung hat den Antrag der BV Chorweiler auf die Tagesordnung genommen und zugestimmt, dass die Schule Amandusstraße für Fühlingen, Feldkassel und Langel offiziell als nächster Schulstandort ausgewiesen werden solle. Ob weiterhin ein Schulbus eine Lösung sei, solle individuell geprüft werden - in jedem Fall aber sei der eigenständige Schulweg sicher zu stellen. Die Vertreterin der Schulpflegschaft zeigte sich gegenüber Politik und Stadt dankbar, dass diese sich hinter ihr Anliegen gestellt hätte. „Wir sind froh, dass erkannt worden ist, wie absurd die Kinder bisher auf die Schulen verteilt waren". Für die Drittklässler wolle man jedoch immer noch weiterkämpfen.