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Freizeit Revue vom 22. Dezember 2004, Autor + Fotos: unbekannt

Ein Feuer zerstörte ihr Haus

Doch alle Nachbarn halfen der armen Familie

Es war die schrecklichste Nacht in ihrem Leben. Noch immer schluchzt Angela Politella (29) leise, wenn die furchtbaren Erinnerungen in ihr hochsteigen ...
Es ist der Abend des 25. November im Dorf Rheinkassel bei Köln. Ehemann Erasmo tritt seine Schicht als Kellner in einem Restaurant an. Angela Politella bringt erst ihre Söhne Luca (7) und Vincenzo (8) ins Bett. Nesthäkchen Stefano (2) will lieber bei Mama schlafen. Gegen 23.30 Uhr wird Angela aus ihrem Schlaf gerissen: "Es stank fürchterlich! Überall war Rauch. Ich habe die Schlafzimmertür in der ersten Etage vorsichtig geöffnet und nach unten gerufen. Dort schliefen unsere anderen beiden Söhne." Was sie zu diesem Zeitpunkt nur ahnt: Ihre Wohnung ist längst zu einer tödlichen Feuerfalle geworden, ausgelöst durch einen Kabelbrand im Fernseher!
Vincenzo erzählt: "Alles war voller Feuer!" Schnell läuft der Junge wieder zu seinem Bruder ins Kinderzimmer, versperrt die Tür. Die Kinder ziehen aus Angst die Decke über die Köpfe und beten um Hilfe. Nachbar Carlo Saravo (52) und der Bruder von Erasmo Politella, Massimo, haben unterdessen den Brand bemerkt. Mit einem Besen schlagen sie das Fenster zum Kinderzimmer ein, holen die Kinder heraus. Carlos Frau Silvana (51) tröstet die Kleinen.
Oben im ersten Stock hat Angela Politella keine andere Wahl: "Meine Nachbarn Michaela Oumard und Peter Rösgen standen unten. Ich habe Stefano behutsam aus dem Fenster geworfen und bin hinterhergesprungen!" Sind alle Hausbewohner in Sicherheit? Peter Rösgen tritt die Haustür ein, doch Rauch und Hitze drängen ihn wieder zurück.
Erasmo ahnt zu diesem Zeitpunkt nichts davon, dass Ehefrau und Söhne in höchster Lebensgefahr sind. Erst gegen 0:30 Uhr der Anruf der Polizei: "Fahren Sie zu Ihrem Haus. Es brennt, Ihre Familie ist aber in Sicherheit ..." In Panik trifft Erasmo ein: "Die Flammen schlugen schon aus dem Dach." Er ist mit den Nerven am Ende: "Das kann doch nicht sein!"
Wenig später steht Erasmo am Krankenbett seiner Ehefrau: "Liebling, geht es dir gut? Was machen Stefano, Luca und Vincenzo?" Angela kann ihn beruhigen. Sie steht zwar noch unter Schock, hat aber "nur" eine Rauchvergiftung. Ebenso Sohn Stefano. Seine älteren Brüder sind wohlauf.
Schon in der Nacht organisieren die Nachbarn Hilfe für die Familie. Brigitte Blatt (44), Schwiegertochter der Vermieterin: "Wir haben spontan eine Liste mit Gegenständen zusammengestellt, die Familie Politella dringend braucht: warme Decken und Kleidung, Bettzeug, Spielzeug für die Jungs - und natürlich ein Dach über dem Kopf." Monika Blömer startet außerdem eine Spendenaktion auf www.Rheinkassel.com. Der Pfarrer bietet Erasmo Politella sofort eine Wohnung an, in die die geschockte Familie vorerst einziehen kann. Bei der Renovierung sind viele helfende Hände aus der Nachbarschaft dabei, auch Pasquale (44), Patenonkel von Stefano. Angela Politella ist unendlich dankbar: "Es ist unbeschreiblich schön, dass es solche Nachbarn gibt!" Erasmo ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der "guten Engel" von nebenan: "Wir stehen nicht alleine da in unserer Not. Das ist wunderbar."
Auf die Hilfe sind die Politellas nämlich dringend angewiesen. Sie stehen vor dem Nichts! Bis auf die Kleidung, die Erasmo an dem Abend trug, und dem Pyjama seiner Frau, den Schlafanzügen der Kinder, hat die Familie nichts mehr! "Unser gesamtes Hab und Gut ist weg. Schmuck, Fotoalben, Pässe, Führerscheine - alles verschmorte in der Feuerhölle."
Erasmo Politella seufzt: "Ich hatte keine Hausratversicherung mehr. Vor zwei Jahren war ich arbeitslos und musste unsere Kosten reduzieren. Da habe ich die Hausratversicherung gekündigt. Wieder im Job habe ich nicht mehr daran gedacht eine neue Versicherung abzuschließen."
Es klingelt an der Tür. Nachbarn bringen die verschiedensten Dinge: Besteck, Töpfe, Gläser, Haarshampoo. Alles von guten Geistern wie Senta Schöberl (67) selbstlos gespendet. Nachbarin Karin Gemmerich (41) kommt mit Ehemann Franz (40) und Tochter Bianca (13) vorbei. Sie bringen einen Couchtisch. "Wir in Rheinkassel lassen keinen im Stich." Die ehemalige Vermieterin Aenne Blatt (79) passt auf die drei Jungs auf, die sie liebevoll "Tante Aenne" nennen: "Ich bin im Krieg aufgewachsen und weiß, was bittere Not ist. Hauptsache ist, dass alle am Leben sind."
An den Weihnachtstagen wird Familie Politella auch nicht alleine sein. Wie zu hören ist, haben die Nachbarn eine kleine Überraschung organisiert. Angela Politella ist gerührt: "Alle sind so gut zu uns - das können wir doch gar nicht mehr wiedergutmachen."

Die Caritas Köln hat inzwischen für die Brandopfer ein Spendenkonto eingerichtet:
Kto.-Nr.: 1063200, BLZ: 37020500, Sozialbank Köln, Stichwort: Politella



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