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Internetseite des WDR vom 27. Februar 2002, Autor + Fotos: Guido Neumann

Kasselberg und die Flut

Bald wieder Inseldasein für Kölner Vorort?

Die Pferde bei Bauer Fuchs stehen momentan noch mit trockenen Hufen auf festem Boden. Steigt der Rhein allerdings wie erwartet weiter, könnten sich auf ihrer Weide schon morgen die Fische tummeln: Dem Ortsteil Kasselberg im Kölner Norden droht nämlich ab einem Pegelstand von 8.40 Meter ein Inseldasein. Dann läuft die Senke auf der jetzt die Pferde stehen voll und die Häuser der Kasselberger sind von den Fluten umzingelt.

Noch reagieren die Anwohner sehr gelassen auf die drohende Gefahr. "Ach, das ist doch nix. Wir bleiben auch bei zehn Metern ruhig", so Bauer Gerd Fuchs. Trotz der äusseren Ruhe bereiten er und sein Sohn Christian aber schon den höhergelegenen Reitplatz vor. "Wenn das Wasser so weiter steigt, müssen wir die Pferde vielleicht schon hier raufbringen".

Auch die anderen Bewohner sind durch das drohende Hochwasser nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Scherzhaft wird vom "Venedig des Nordens" gesprochen und während Alexander Klaßen die Gartentür mit einer starken Drahtschlinge verschliesst ist für ihn sicher: "Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird". Dennoch wird der Anstieg des Wassers mit Spannung beobachtet. Schliesslich ist das "Ufer" nur noch ein paar Meter entfernt und der kleine Kasselberger Campingplatz steht schon komplett unter Wasser. Natürlich sind die Wohnwagen der Dauercamper bereits vom Besitzer des Platzes auf höhere Stellplätze verfrachtet worden. "Auf den kann man sich verlassen", so Wilhelm Dohlen aus Köln-Niehl. Auch sein Wohnwagen ist vom Umzug betroffen und obwohl auch für ihn kein akuter Handlungsbedarf besteht, ist er doch "mal kurz vorbeigekommen, um nach dem Rechten zu sehen".

Auch wenn die Lage in Kasselberg noch nicht dramatisch ist, werden alle notwendigen Vorkehrungen getroffen. Zur Zeit montieren die Mitarbeiter der Stadt an den Eingangstüren der Häuser die Hochwasserstege, und auch die Feuerwehr ist schon vor Ort. "Das ist für uns Routine. Jedes Jahr fahren wir bei Hochwassergefahr nach Kasselberg, um uns ein Bild von der aktuellen Lage zu machen und die neuen Kollegen in die ortsspezifischen Gegebenheiten einzuweisen", so Brandamtmann Gerd Jungverdorben, Leiter der Feuer- und Rettungswache 6 in Köln. Und nachdem die Feuerwehrmänner sich einen Überblick verschafft haben, bleibt auch noch Zeit für ein Gespräch mit den Kollegen vom Hochwasserschutz.

Von angespannter Hektik ist in Kasselberg also nichts zu spüren. Und zur Zeit sind die "Retter" das eigentliche Hindernis für die Kasselberger: Der einzige Weg aus Kasselberg ist von den drei Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr blockiert, die auf der schmalen Strasse wenden müssen. "Das Hochwasser kann von mir aus morgen kommen, jetzt muss ich aber schnell zum Kindergarten fahren", belustigt sich Anwohnerin Anja Dreschers über den ungewöhnlichen Stau auf dem Kasselberger Weg. Und selbst wenn morgen das Wasser den Ortsteil abgeschnitten hat - ihre Kinder kommen trotzdem in den Kindergarten. Für diesen Fall wird ein Unimog am oberen Rand der Senke geparkt. Dieses extrem geländegängige Fahrzeug kann sogar Wassertiefen von mehr als einem Meter durchqueren. Die Anwohner können den Fahrer bei Bedarf per Handy erreichen und werden dann umgehend abgeholt und auf das "Festland" gebracht.