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Kölner Stadt-Anzeiger vom 27./28. Juli 2002, Autor: Stefan Worring; Der Originalartikel
Rheinischer Bilderbogen
Gasthaus "Zur Fähre" in Langel
Gegenüber, auf der anderen Rheinseite, ist nördliches Leverkusen. Fast schon Süd-Düsseldorf. Hier ist immer noch Köln. Ländliches Langel. Mit Langel (rechtsrheinisch) empfängt die Stadt den Fluss, hinter Langel lässt er sie links liegen. Kilometer 705. Bei 703 hat sich die Wupper in den Strom ergossen, hier strömen in Wellen die (Motor-)Radler aus der Fähre. Langel ist Verkehrsknotenpunkt, Landschaftsschutzgebiet, Bikertreff, Feuerwehrübungsplatz, Wanderstrecke, Bootsrampe, Kuschelecke, Bauerndorf, Badeort, Endstation - so viel Leben macht Hunger, so viel Ruhe macht Durst. Drum steht hier ein Gasthaus, das "Zur Fähre" heißt. Das (am Wochenende) zahlreiche Publikum ist gemischt und immer irgendwie auf der Durchreise - ein rheinischer Bilderbogen in seiner bunten Normalität.
"Für unseren Stammtisch hat Mike aus zwei F6-Lenkerbrückenhaltern und einer F6-Lenkerbrücke einen Stammtischpokal gebaut. Er wird in der Gaststätte "Zur Fähre deponiert. Am Stammtischtag kommt er dann auf unseren Tisch. Eine ganz tolle Sache. Danke Mike." So steht es auf der Homepage der "Valkyrie Riders von der Fähre Langel (bei Köln)", die sich mit ihren Motorrädern hier regelmäßig treffen. Wie die "KG Schloppkrade" zum Fischessen, die Schützen, die DLRGler oder der Jeep-Club. "In der warmen Sommerzeit kann man draußen am Bikertreff oder im Biergarten des Gasthauses sitzen und dem regen Treiben zuschauen", heißt es weiter. "Im Winter dann geht man lieber in die Gaststätte, in der es deftige Hausmannskost gibt."
Dem ist nur wenig hinzuzufügen. Zumal Biker 1. nette Orte kennen und 2. ordentliche Portionen mögen. Sowas spricht sich rum, und an lauen Sommerabenden ist der Laden selbst unter der Woche rappelvoll. Die sehr freundliche Kellnerin schafft Speis und Trank zügig herbei. Das Kölsch kommt im gläsernen Krug (0,4l für 2,40 Euro) auf die Plastikformtische, und bis der Busfahrer vom 121er seine Pflichtpause im Haltestellenhäuschen abgefeiert hat, ist auch das Essen da.
Keine kulinarischen Höhepunkte, die serviert werden, aber die würde man hier auch nicht erwarten. Und vom Nepp manch anderer Ausflugslokale ist die "Fähre" weit entfernt. Die "Chicken Wings" (Hähnchenflügel für 9,20 Euro) etwa sind richtig gut, cross gebacken, lecker gewürzt und von einem exotischen Dip begleitet. Die "Langeler Bauernpfanne" (gebratene Blutwurst, Bratkartoffeln, Zwiebeln, Gurke für 8,70 Euro) ist knusprig und üppig. Solider Standard die vielen Fleischgerichte wie Schweinerückensteak Försterin Art" mit Kroketten für 10,20 Euro. Bei den mit Spinat gefüllten überbackenen Champignons (7,70 Euro) meint es die Küche allerdings zu gut: so dick sind die Pilze von Käse (kein Gorgonzola, wie auf der Karte angekündigt) belegt, dass die unterste Scheibe noch nicht mal angeschmolzen ist - weniger wäre mehr gewesen. "Fährmanns Kartoffel" (10,90 Euro), eine Folienkartoffel mit Krabben in Knoblauchsauce, ist nichts für sensible Geschmacksknospen, aber sie weckt spanientrunkene, von Knobi-Öl triefende Urlaubserinnerungen - was will man mehr? Eventuell ein Bier für den Nachdurst, aber auch deswegen ist man schließlich gekommen.
Dunkel wird es am Rheinkilometer 705, der Fährmann hat längst Feierabend. Aus dem Gasthaus klingt deutsches Liedgut. Drinnen tanzen Einheimische Schieber, eine Schiffsglocke scheppert. Die letzten Ausflügler machen sich auf. Schnell holt die Stadt ihre ausgeflogenen Vögelchen auf den Boden des Alltags zurück: Zwischen Pappelalleen glitzern gigantische Chemieanlagen, hüben wie drüben, und leuchten ihnen heim - Stadtromantik.
Zur Fähre
Cohnenhofstr. 132
Tel. 0221/ 708 74 94
Geöffnet täglich ab 11 Uhr, sonntags ab 10Uhr (Küche bis 22 Uhr)
80 Plätze innen, 130 außen
Einige Treppenstufen, aber Rolistuhlfahrern hilft das Personal gerne in tragender Funktion
Eigener Parkplatz
KVB: Mit der Bahn-Line 12 bis Merkenich, dort in den Bus 121 umsteigen (fahrt halbstündlich), er hält direkt vor der Tür
Preise: Wasser (0,25 l) 1,60 Euro, Wein (0,2 l) 3 Euro. Kleine Happen ab 3,10 Euro. Eiskarte, Kaffee und Kuchen.