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Kölner Stadt-Anzeiger vom 23. Januar 2003, Autor: Oliver Görtz, Foto: Marco Blömer

CDU spricht von Blockadepolitik

Streit um Hochwasserschutz

Spundwände in den Deichen und mobile Schutzwände sollen den Rhein im Kölner Norden künftig zurückhalten.
Die Spundwände, die zur Stabilisierung in die Altdeiche versenkt werden sollen, waren einmal mehr Thema in der Bezirksvertretung Chorweiler. Nach der Frage, ob sie den Abfluss des Grundwassers behindern könnten, beschäftigten die SPD nun die oberirdischen Aspekte: Ragen die Wände über die Deichkrone hinaus, und können Tiere im Hochwasserfall diese Hürde überwinden, um sich in Sicherheit zu bringen?

"Zwischen 50 und 80 Zentimeter" werden sich die Spundwände über die Deichkrone erheben, erklärt Albert Mahn vom Amt für Brücken und Stadtbahnbau auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger". Allerdings nur dort, wo der angestrebte Schutz von 11,90 Metern Kölner Pegel zwischen Worringen und Merkenich auf andere Weise nicht zu erreichen ist. Dann lugen freilich keine rostigen Stahlgebilde aus dem Rasen hervor: "Die Wände werden ummauert", so der Ingenieur. Tiere hätten genug Möglichkeiten, an einer Stelle ohne Mauer durchzuschlüpfen. Würde man auf die herausstehenden Teile verzichten, müsse der Deich aufgeschüttet werden. Dadurch würde seine Grundfläche erheblich größer, "was zulasten des Naturschutzgebiets und der Privatgrundstücke geht", erläutert Mahn.

In Bereichen, wo der Deich unterbrochen ist, werden künftig mobile Schutzwände aufgebaut, wie sie schon auf der Freizeitinsel Groov zum Einsatz kommen. Im Fall einer drohenden Überschwemmung werden dann Stahl-Pfosten in Beton Fundamente eingebracht und dazwischen "mobile Dammbalken" aus Aluminium zu einer Schutzwand aufeinandergesteckt. Die Alu-Balken sind innen hohl, wodurch sie voll Wasser laufen können und so beschwert werden. Dieses System könne im Kölner Norden etwa an der Schlettstadter Straße in Merkenich angewendet werden, sagte Mahn. Oder im Bereich der Rheinkasseler Amandusstraße, wo die Wand bis zu 3,10 Meter hoch wird.

Während der Bezirksvertretungssitzung erhob die Chorweiler CDU schwerwiegende Vorwürfe gegen die SPD-Fraktion und verlas eine Presseerklärung. Anfragen wie die nach den Spundwänden seien reine "Verhinderungstaktik", um die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzepts zu blockieren, hieß es in dem Schreiben. Bezogen auf die aktuelle Anfrage ließ die Union weiter verlauten, die Sozialdemokraten stellten den Schutz des Menschen hinter den der Tiere. Ebenso wurde Baudezernent Bela Dören vorgeworfen, den Hochwasserschutz "nicht mehr mit der nötigen Gewichtung" zu behandeln. Die SPD-Fraktion wurde aufgefordert, "in ihren eigenen Reihen Druck" auf ihren Parteigenossen Dören auszuüben.

"Quatsch, wir wollen den Hochwasserschutz natürlich nicht blockieren", sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Paffen. "Ich wohne selbst im Hochwassergebiet und bekomme nasse Füße", so die Politikerin. "Wir möchten lediglich Dinge im Vorfeld klären und die Leute nicht vor 3,10 Meter hohe Tatsachen stellen". begründete sie die Anfrage ihrer Fraktion. Bei der Forderung, Druck auf den Dezernenten zu machen, berief sie sich auf die Verwaltungshierarchie: "Der Dienstherr von Bela Dören ist immer noch der Oberbürgermeister."

(Ein Artikel zu diesem Thema von 1998)