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Kölner Stadt-Anzeiger vom 22. Januar 2005, Autor: Görtz

Alter Plan findet neue Anhänger

Täglich müssten bis zu 7000 Fahrgäste zwischen Merkenich und Worringen einsteigen, damit sich eine Verlängerung rechnet.

Als sich kürzlich der Stadtentwicklungsausschuss mit dem Ausbau der Stadtbahn-Linien 3, 5 und 6 nach Esch, Pesch und Auweiler befasste, spitzten die Stadtteilpolitiker in Chorweiler gleich die Ohren. Dass sich städtische Planer mit dem Ausbau des Schienennahverkehrs im äußersten Kölner Norden beschäftigen, ist schon lange nicht mehr vorgekommen. Diesen Anlass nutzte jetzt die Bezirksvertretung, an ein anderes, fast vergessenes Vorhaben zu erinnern: Die Verlängerung der Linie 12 über die Endhaltestelle in Merkenich hinaus, durch die Rheindörfer bis nach Worringen. Auf Antrag der SPD beschloss das Chorweiler Gremium einstimmig, die Verwaltung möge diesen Ausbau „in die mittelfristige Finanzplanung“ aufnehmen.

Die Stadtteile zwischen Merkenich und Worringen seien mit Linienbussen schlecht erschlossen, argumentierte Alfred Becker (SPD). Seine Hoffnung auf die Verlängerung nähre sich zudem dadurch, dass „die Trassenführung bereits besteht.“ Dass die Forderung, wie Becker sagt, „eine uralte Geschichte ist“, unterstrich ebenso Roland Koch (CDU): „Schon Adenauer hat das den Worringern zugesagt.“

Gerd Neweling, kommissarischer Leiter des Amts für Brücken und Stadtbahnbau, muss tief in den Akten wühlen, um den Sachstand zur Linie 12 herauszufinden. Zuletzt 1992, in einem vom Rat beschlossenen Gesamtverkehrskonzept für Köln, tauche das Anliegen auf. Neben der möglichen Streckenführung sei darin lediglich vermerkt, dass die vorhandene Trasse „gesichert“ werden solle, damit dort niemand etwa ein Haus baue, „mehr nicht“, sagte Neweling. Das Konzept stellt zur Diskussion, dass die 12 nach der Station Merkenich in etwa parallel zur Alten Römerstraße verlaufen könnte. Dabei hält sie zwei Mal: In Kasselberg und in Langel, wo sie nach 3,2 Kilometern in Nähe der Rhein-Fähre endet.

Eine weitere Verlängerung nach Worringen, wie sie die Stadtteilpolitiker anregten, ist in dem Entwurf nicht vorgesehen. „Die Planungen sind nicht mehr als ein Strich auf der Landkarte und derzeit nicht prioritär“, so Neweling. Weder Bund, noch Land oder Stadt, könnten den Ausbau finanziell tragen. Genaue Kosten konnte Neweling wegen der seit Jahren ruhenden Planung freilich nicht nennen.

Auch KVB-Sprecher Joachim Berger hält den Ausbau für „wenig realistisch“: „Nach der Haltestelle Niehl ist die Linie 12, außer durch die Ford-Werke, sehr wenig frequentiert.“ Das Fahrgastaufkommen über Merkenich hinaus sei „wohl nicht relevant“, eine Straßenbahn dort deshalb „nicht rentabel“. 6000 bis 7000 Menschen täglich müssten es schon sein, damit sich die Strecke lohne. Und Kölns Nordzipfel Worringen „hat mit der S-Bahn schon eine leistungsstarke City-Anbindung“, so Berger.
Artikel zu diesem Thema:
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