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Kölner Stadtanzeiger vom 18. November 2010, Autor: Stinauer / Bilder: Hans Auweiler

Leiche aus dem Rhein geborgen

Versunkenes Auto

Grausiger Fund im Rhein bei Langel: Die Feuerwehr hat aus dem Wasser einen VW geborgen, in dem ein Toter lag. Eigentlich waren die Einsatzkräfte auf der Suche nach dem Opel, der kürzlich im Fluss gelandet war. Dieser wurde nun auch gefunden.
Bei der Suche nach dem Opel Vectra, dessen Fahrer (63) am Dienstagabend bei Langel im Rhein gelandet ist und sich anschließend retten konnte, ist die Feuerwehr am Donnerstagmittag auf einen VW Golf gestoßen, der seit vier Jahren auf dem Flussgrund lag. Nachdem das Auto auf ein Bergungsschiff gehievt worden war, fand die Polizei im Innern eine Leiche.
Nach ersten Ermittlungen könnte es sich um den Besitzer des Golfs handeln. Der Mann war vor vier Jahren mitsamt dem Auto spurlos verschwunden, seine Familie hatte den 53-Jährigen Ende September 2006 als vermisst gemeldet. Die Polizei hat bislang „keinerlei Hinweise“ darauf, dass der Mann einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. In Frage kommt ein Unfall, auch einen Selbstmord können die Ermittler nicht ausschließen. In die Ergebnisse einer Obduktion setzen sie keine großen Hoffnungen, denn der Leichnam ist größtenteils skelettiert.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, war vor vier Jahren - einige Wochen, bevor der 53-Jährige verschwand - dessen Sohn auf tragische Weise ums Leben gekommen: Der 19-Jährige wurde nachts auf der Krefelder Straße im Agnesviertel erstochen. Der Täter hatte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft in Notwehr gehandelt, weil der 19-Jährige ihn angegriffen haben soll.
W ährend das Wasser- und Schifffahrtsamt den verrosteten, mit Schlick bedeckten VW Golf in den Mülheimer Hafen schleppen ließ, fanden die Feuerwehrtaucher auch den Opel Vectra in sechs Metern Tiefe. Er lag etwa zehn Meter neben der Stelle, an der der Golf geborgen wurde.
Klar ist inzwischen, warum der 63-jährige Mann aus Monheim und sein Beifahrer (36) am Dienstag über die Rampe des Fähranlegers in den Rhein gefahren waren. „Die beiden kamen aus Rommerskirchen von einem Schlachtfest und wollten nach Hause. Sie kannten sich in Langel nicht aus“, berichtete Salih Tasci, der Sohn des Unglücksfahrers. Im Navigationsgerät habe sein Vater die Option „kürzeste Route“ eingestellt - und die führt nun mal mit der Fähre über den Rhein.
Im dichten Nebel übersah der 63-Jährige das Warnschild und lenkte sein Auto geradewegs in die Fluten. „Zum Glück hatte das Auto keine elektrischen Fensterheber“, schilderte Salih Tasci. Sein Vater und der Beifahrer - der Sohn eines Arbeitskollegen - kurbelten die Seitenscheiben herunter und retteten sich zunächst auf das Heck des Wagens, der langsam im Rhein versank.
„Mein Vater kann nicht schwimmen, aber er dachte: »Entweder ich sterbe hier oder ich versuche irgendwie, an Land zu kommen«, also ist er einfach losgeschwommen.“ Seinen Mitfahrer rettete ein mutiger Zeuge, der ins Wasser sprang und den 36-Jährigen ans Ufer zog.
Die Familie Tasci wünscht sich deutlichere Warnhinweise an der Rampe. An derselben Stelle war voriges Jahr ein Taxifahrer mit einem Fahrgast in den Rhein gebraust - ebenfalls im Nebel. „Das Warnschild ist kaum zu erkennen, wenn es dunkel und neblig ist“, sagt Salih Tasci. „Man sollte eine Schranke dahin bauen. Die bremst das Auto im Zweifel wenigstens ab.“