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Kölner Stadt-Anzeiger vom 5./6. Oktober 2002, Autor: Silke Köllmann

Nur ganz viel Fleiß müssen die Studenten selbst mit nach Boston bringen

Elisabeth Meurer gründet mit ihrem Privatvermögen eine Stiftung, um Schülern das Studium in den USA zu ermöglichen.

Über Arbeitsmangel kann sich Elisabeth Meurer derzeit nicht beklagen. Bis spät in den Abend hinein organisiert und plant die 62-Jährige - und das nach ihrer Arbeit bei der Deutschen Bank in Leverkusen. "Früher bin ich immer um halb zwölf ins Bett gegangen", sagt sie, "jetzt wird es meistens halb eins." Grund für die nächtliche Überstunde: Die gebürtige Rheinkasselerin hat eine Stiftung, die "Elisabeth-Meurer-Stiftung" gegründet. Mit dem Ziel, begabten Schülern ein Studium am Massachusetts Institute of Technology in Boston/USA zu ermöglichen. Unterstützung fand Meurer schnell: Der Rheinkasseler Gemeindepfarrer Wilhelm Höhner und eine Rechtsanwältin sitzen mit im dreiköpfigen Stiftungsvorstand.

"Ich habe selbst keine Kinder", sagt Meurer, "ich wollte mit meinem Geld aber junge Menschen fördern." Vor allem solche, wie die Stifterin betont, "die höchste Anforderungen an sich selbst stellen". Ein Studium an der Universität in Boston sei nicht nur kostspielig - 4000 Euro Studiengebühren im Monat -, sondern auch höchst anspruchsvoll.
"Ein 14-Stunden-Tag, eine Sieben-Tage-Woche sind selbstverständlich", schildert Meurer. Gerade erst war sie in Boston, hat sich in der Uni umgeschaut und mit der Leitung gesprochen. Bisher würden sich kaum deutsche Studenten auf die ansonsten weltweit begehrten Plätze bewerben. Belegt werden können naturwissenschaftliche Studiengänge, Architektur, Ingenieurwesen und Kunst.

Kostengründe sollen künftig zumindest einige junge Menschen nicht mehr von der Einschreibung abhalten. Meurer möchte die Schüler der privaten "Schule Schloss Salem" nahe dem Bodensee und des ebenfalls privaten "Norbert Gymnasium Knechtsteden" in Dormagen, das viele Jugendliche aus dem Kölner Norden besuchen, unterstützen. Ob - irgendwann einmal - auch andere Schulen von der Stiftung profitieren könnten, lässt Meurer offen: "Wenn wir schon im nächsten Jahr auch nur einem Studenten den Aufenthalt in Amerika ermöglichen", warnt sie vor übertriebenen Hoffnungen, "dann wäre das viel."

Zuerst nämlich müssen begabte Schüler, mit der Empfehlung ihrer Lehrer im Gepäck, in Boston einen Aufnahmetest bestehen. Und der ist das Problem. Die Anforderungen sind so hoch, dass nur sehr wenige Bewerber bestehen. Komplett finanzieren möchte Meurer den Hochschulaufenthalt nur im Ausnahmefall: "Es soll monatlich nur der Betrag beigesteuert werden, den die Eltern nicht aufbringen können."

Zunächst ist Meurer noch mit den Details ihrer Stiftungsgründung beschäftigt -und was Steuerfragen betrifft schon zur Fachfrau geworden. "Viele Bekannte fragen, warum ich mir das antue und nicht einfach Geld spende." Doch die Stiftung soll zur neuen Lebensaufgabe werden, spätestens 2004, wenn Elisabeth Meurer nach 40 Dienstjahren die Bank verlässt. Dann will sie anderen ermöglichen, was ihr selbst verwährt blieb: "Studieren können."