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Kölner Stadt-Anzeiger vom 5. Juli 2015, Autor/Bild: Stinauer/Laubert

Unglück bei Rheinkassel

Sechsjähriger Junge wurde von der Strömung mitgerissen

Von einer auf die andere Sekunde schlägt der Badespaß am feinen Sandstrand in Rheinkassel am Samstagnachmittag in Entsetzen um. Gegen 15 Uhr hören Schwimmer die Hilferufe eines Jungen. Neben einer Landzunge, etwa 500 Meter südlich des Fähranlegers, sehen sie seinen Kopf über dem Wasser, die Arme in der Luft, dann versinkt der Sechsjährige im Rhein. Vergeblich versucht ein Mann noch, ihm hinterzutauchen. Zeugen rufen die Feuerwehr. Die rückt – unterstützt von der Polizei – mit Booten, Tauchern und zwei Hubschraubern aus. Am Ufer halten zahlreiche Menschen Ausschau nach dem Kind.

Fast zwei Stunden später bergen Feuerwehr-Taucher die Leiche aus einer Mulde am Flussgrund in dreieinhalb Metern Tiefe, etwa 25 Meter von der Stelle entfernt, wo das Kind zuletzt gesehen wurde. Die Einsatzleitung ruft mehrere Seelsorger zur Unglücksstelle. Zwei kümmern sich um den Vater des Sechsjährigen und um dessen dreijährigen Bruder. Die Mutter wohnt in Wuppertal, sie wird von Polizisten benachrichtigt. Auch den Rettungskräften habe das Geschehen schwer zugesetzt, berichtet Einsatzleiter Jörg Schmidt am Tag danach. Vor allem zwei Tauchern und dem Notarzt. „Als klar war, dass die Reanimation keinen Erfolg hat, herrschte betretenes Schweigen. Es war eine auffällige Ruhe im Team, die man sonst so nicht hat“, sagte Schmidt.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hat der Junge zwischen zwei Landzungen gespielt – an einer Stelle, an der das Baden im Rhein offiziell erlaubt ist. Offenbar geriet er an den Rand eines Strudels von etwa 15 Metern Durchmesser. „Der Strudel war von außen gut sichtbar“, so Schmidt. Vermutlich riss die Strömung den Sechsjährigen von den Beinen und zog ihn unter Wasser.

In der Fahrrinne herrschte am Samstag eine vergleichsweise starke Strömung von mehr als acht Kilometern pro Stunde. Experten warnen immer wieder vor dem kräftigen Sog vorbeiziehender Güterschiffe, die noch in Ufernähe spürbar seien. Wo genau sich der Vater des Jungen zum Unglückszeitpunkt aufhielt, steht noch nicht fest. Die Kripo ermittelt.

Ein Augenzeuge berichtet von verstörenden Szenen, die auch auf Fotos vom Einsatz zu erkennen sind: Badegäste, die in unmittelbarer Nähe auf ihrem Handtuch in der Sonne liegen und den Rettungskräften bei der Suche zusehen; andere, die im Wasser planschen, während der Hubschrauber über ihren Köpfen kreist und ein Feuerwehrboot vorüberzieht. Viele aber hätten auch ihre Sachen zusammen gepackt und den Strand sichtlich geschockt verlassen.