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Kölner Stadt-Anzeiger vom 4. Juni 2014, Autor: Wischgoll

Stürmischer Protest gegen Windrad

Pläne für ein Windrad in Langel sorgte für Aufregung

Es war eine Meldung, die für Aufregung sorgte im beschaulichen Kölner Norden: In Langel könnte ein Windkraftrad gebaut werden. In einem internen Bericht hatten die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) die Möglichkeit geprüft, an ihrem Klärwerk ein bis zu 150 Meter hohes Gerät aufzustellen. Es sollte den Bau ganz ökologisch mit eigenem Strom versorgen. Doch nun ließ die Steb verlauten, dass die Pläne nicht verfolgt werden – zumindest vorerst nicht. „Nach ersten Einschätzungen besteht derzeit für eine Windkraftanlage keine sachliche Umsetzungschance“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Ursache sei eine Reform des Gesetzes für Erneuerbare Energien, kurz EEG (siehe „Der Faktor EEG“). Denn nach dem neuen Entwurf, der voraussichtlich im August in Kraft treten soll, müsste die Steb die EEG-Umlage zahlen. Das Windrad würde sich dadurch wirtschaftlich nicht mehr rechnen.

Das bisherige Modell sah vor, dass sie mit ihrem Eigenstrom-Modell befreit wäre. „Deshalb werden die Steb zum jetzigen Zeitpunkt keine Aktivitäten starten, um planungsrechtliche Grundlagen zur Errichtung einer Windkraftanlage in die Wege zu leiten“, heißt es in der Mitteilung weiter – was allerdings auch bedeutet, dass die Windräder irgendwann womöglich doch kommen könnten.

Und genau das alarmiert die Anwohner vor Ort. „Das Thema ist noch längst nicht vom Tisch“, glaubt Dieter Metz, Vorsitzender des Bürgervereins Rheinkassel/Langel. Als die Überlegungen der Steb publik wurden, „habe ich direkt E-Mails von mehreren besorgten Anwohner bekommen, die mich fragten, wo und wie sie dagegen protestieren können.“ Die Anwohner befürchten Lärm und Schattenwurf der großen Windräder. „Wir haben nichts gegen Windenergie, aber hier oben möchten wir das nicht haben“, sagt Metz. „Direkt daneben wohnen Menschen, das ist einfach zu nah.“ Er will die Diskussion weiter beobachten. „Wir sind wachsam. Und wenn die Windräder plötzlich doch kommen sollten, dann wird es von uns massiven Widerstand geben“, kündigt er an.

Rückendeckung erhält Metz von örtlichen Kommunalpolitikern. „Wir werden weiter Druck machen, damit das Rad nicht gebaut wird“, sagt CDU-Bezirksvertreter Rainer Stuhlweissenburg. Jürgen Kircher von der SPD fügt hinzu: „Natürlich können wir bei der Energieversorgung nicht auf Windkraft verzichten, aber das Rad kann doch nicht so nah an Wohnhäuser gebaut werden. Wieso installiert die Steb auf dem Dach keine Photovoltaikanlage?“

Die scheidende Bezirksbürgermeisterin Cornelie Wittsack-Junge sieht die Diskussion eher gelassen. „Ich halte das Projekt für unrealistisch“, sagt die Grüne. Was vor allem daran liegt, dass sich ihrer Meinung nach die Förderung von erneuerbaren Energien auf Bundesebene weiter verringern werde. „Der Trend geht zurück“, sagt sie, stellt aber auch fest: „So ein Projekt darf auf gar keinen Fall über die Köpfe der Anwohner hinweg entschieden werden.“ Sie verweist auf die Biogasanlage am Randkanal. „Da gab es anfangs auch Proteste. Aber wir haben die Bürger direkt mit eingebunden und informiert.“

Der interne Bericht der Steb handelt vom Klimakonzept Wasser. Dort habe man alle Möglichkeiten geprüft, um auf eigenen Grundstücken erneuerbare Energien einzusetzen. Ein Windrad könnte laut Steb nur im linksrheinischen Köln installiert werden, da es weit genug vom Flughafen Köln/Bonn entfernt sei.

„Es handelt sich hier um eine Machbarkeitsüberlegung“, sagt Jörn Kleimann von der Steb, „damit sich die politischen Akteure eine Meinung bilden können.“ Denn da die Steb eine städtische Tochter ist, muss letztlich ohnehin die Kommunalpolitik entscheiden, ob sie ein Windrad haben möchte oder nicht.