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Kölner Stadt-Anzeiger vom 2. Oktober 1980
Autor: Peter Sevenich

Wird das Wohngebiet bald von Gewerbe eingekesselt?

Die Bewohner von Kasselberg fürchten um die Zukunft ihres Ortes

Idyllisch in einer ansprechenden Niederrheinlandschaft gelegen, ist Kasselberg ein beliebtes Erholungsgebiet im Kölner Norden. Verunsichert über das Weiterbestehen der Ortslage sind jedoch die Bewohner der zehn Häuser in Kasselberg. Grund dafür sind der neue Entwurf für einen Flächennutzungsplan der Stadt Köln und ein widersprüchliches Vorgehen der Verwaltung.
Im neuen Planentwurf ist Kasselberg, das offiziell ein Teil von Merkenich ist, nicht mehr als Wohngebiet eingezeichnet. Da zur Zeit für Bauvorhaben in Kasselberg keine Baugenehmigungen erteilt werden, glauben die Bewohner des Ortes, dass mit der Verwirklichung des Planes Kasselberg als Wohnort verschwinden soll.
Dem widerspricht, dass die Stadt Köln noch im März diesen Jahres eines ihrer beiden Häuser in Kasselberg verkauft hat. Der Käufer ließ sich damals vom Liegenschaftsamt versichern, dass der Ort auch weiterhin bestehen bleiben soll.
Seit Jahren zieht sich nun aber ein Rechtsstreit zwischen der Verwaltung und einem anderen Bürger von Kasselberg hin, dem die Genehmigung für den Bau einer Kleinkläranlage verweigert worden war. Da der Ort als Hochwassergebiet ausgewiesen ist, wurde er bisher noch nicht an die Kanalisation angeschlossen.
Bei einer Verhandlung vor dem Kölner Verwaltungsgericht zu dieser Sache erklärte die Verwaltung ausdrücklich nach dem Protokoll der Sitzung vom 21. April diesen Jahres, dass vorgesehen sei, "die Ortslage Kasselberg allmählich 'absterben' zu lassen". Diese Planung sei allerdings noch nicht förmlich beschlossen. Gerade darin aber sehen sich die Bewohner des Ortes von der Verwaltung übergangen.
Man befürchtet, dass das im Flächennutzungsplan-Entwurf ausgewiesene Gewerbegebiet zwischen Merkenich und Rheinkassel später bis an den Rhein, und somit unter Einbeziehung der heutigen Ortslage Kasselberg, ausgeweitet werden soll. Dies hätte zur Folge, dass der Ort Merkenich ganz von Gewerbe und Industrie eingekesselt wäre.
Fritz Schüller, Vorsitzender des Merkenicher Bürgervereins meinte dazu bei einer Versammlung in Kasselberg: "Auf kaltem und infamen Wege sollen hier vor Jahren im Zusammenhang mit dem Flächennutzungsplan 218 gemachte Zusagen der Verwaltung umgangen werden."
Heinz Lemmens sen. vom Bürgerverein Rheinkassel, Langel, Kasselberg folgerte aus dem Verhalten der Verwaltung "dass die Stadt Köln entweder die Einwohner unseres Ortes schikanieren will oder aber sich selbst in die Nähe des Betrugs manövriert." Er fragt weiter: "Hat man vergessen, dass der Rat der Stadt Köln uns nach harten Verhandlungen zugesagt hat, die Rheinorte blieben erhalten?"