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Kölner Hafenzeitung vom September 2014, Autor/Bild: Fuchs

Seit die Brücke gesperrt ist, brummt die Fähre

Zahl der beförderten Fahrgäste und Autos legt kräftig zu

"Früher ging es hier gemütlicher zu. Da sind wir nur nach Fahrplan gefahren – alle 15 Minuten. Doch seit die Leverkusener Brücke für Lastwagen gesperrt wurde, brummt die Fähre wie noch nie. Im Berufsverkehr fahren wir jetzt ohne Pause hin und her.“ Hans-Gerd Kohlmann (50) wirft einen kurzen, prüfenden Blick hinunter auf das Deck der „Fritz Middelanis“, wo Kassierer Joachim Stark (34) gerade ein Auto auf den letzten freien Platz eingewiesen hat. Ein Nicken, und mit einer kurzen Bewegung am Steuerpult lässt der Schiffsführer die Fähre vom Anleger in Köln-Langel hinaus auf den Rhein gleiten. Rund drei Minuten dauert die Überfahrt auf die andere Rheinseite nach Leverkusen-Hitdorf. Ein Dutzend Pkw und Kleinbusse sind an Bord. Und ein roter Baustellen-Lkw. Der dreiachsige Kipper hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 26 Tonnen. Viel zu viel für die marode Leverkusener Brücke, die seit Juni 2014 wieder für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt ist. Aber kein Problem für die „Fritz Middelanis“. Die 1962 gebaute Rheinfähre kann Lkw, Busse und Landmaschinen bis 32 Tonnen befördern. Rund 18 Pkw oder 250 Personen passen auf das wendige Schiff, das eine Tragfähigkeit von 65 Tonnen hat.

Sofort nach der Ankunft am Fähranleger in Hitdorf rollen die Fahrzeuge an Land. Auch die mitgereisten Fußgänger und Radfahrer verlassen zügig das Schiff. Es dauert keine zwei Minuten, ehe das Deck leer ist, und die nächsten Fahrgäste an Bord kommen. Kurz darauf legt die Fähre wieder ab. Zeit zum Verschnaufen bleibt Hans-Gerd Kohlmann keine. Während er die „Fritz Middelanis“ routiniert zurück nach Langel steuert, müssen sich Joachim Stark und sein Kollege Jannes Fleermann (18) sputen, um rechtzeitig bei allen Kunden zu kassieren. Viele haben Zehner- oder Monatskarten. „Ich fahre lieber mit dem Auto auf die Fähre, als auf der Brücke ewig im Stau zu stehen“, erzählt eine junge Frau aus Monheim, die im Kölner Norden arbeitet. Zwar komme es im Berufsverkehr, vor allem nachmittags und abends, auch am Fähranleger zu Wartezeiten. „Aber hier kann ich beim Warten den Motor ausmachen und aussteigen, telefonieren oder Mails schreiben. Das ist mir lieber als Stop-and-Go auf der Brücke.“ Hinzu kommt: An einem sonnigen Spätnachmittag wie diesem herrscht an der Rheinfähre fast so etwas wie Urlaubsstimmung. Im sanften Licht spielt die Flusslandschaft ihre besonderen Reize aus. Die Wasseroberfläche glitzert. Schiffe tuckern langsam vorbei, Kajakfahrer paddeln durch die Fluten. Ein Angler wirft die Leine aus. Schwäne und Enten treiben auf dem Rhein.

Günstig. Doch auch kühle Rechner setzen auf den Schiffstransport, „Mit der Fähre spare ich Zeit, weil ich sonst weite Umwege fahren müsste“, berichtet ein Lkw-Fahrer. Und sogar Paketdienste nutzen das Schiff – etwa für Touren von Leverkusen nach Dormagen –, weil es die zeitlich günstigste Alternative ist. So wundert es nicht, dass die Fähre schon seit geraumer Zeit sehr erfolgreich unterwegs ist. „Früher hatten wir vor allem sonntags bei gutem Wetter viel zu tun. Inzwischen läuft es auch in der Woche sehr gut, und wir müssen nachmittags einen zweiten Kassierer beschäftigen“, erläutert Hans-Gerd Kohlmann. Die Zahlen sprechen für sich: Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der beförderten Personen um 17,2 Prozent auf 271.034. Es wurden 134.197 Pkw transportiert – eine Steigerung zum Vorjahr von 34,7 Prozent. Außerdem nutzten 1.706 Lkw und Traktoren die Fähre (plus 8,0 Prozent) sowie 2135 Lieferwagen (plus 42,9 Prozent). Und auch in diesem Jahr werden steigende Fahrgastzahlen verzeichnet. Vielseitig. Dass immer mehr Menschen den Service der Rheinfähre zwischen Langel und Hitdorf nutzen und sein Job dadurch stressiger geworden ist, hat Hans-Gerd Kohlmann nicht die Freude an der Arbeit genommen. „Auch wenn ich immer hin und her fahre: Hier draußen auf dem Rhein, bei Wind und Wetter, ist kein Tag wie ein anderer“, sagt er mit einem Lächeln.