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Schützenfest 2007

Eine Kurzzusammenfassung von Marco Blömer



Donnerstag
Die Schützen sind kein Verein sondern eine Bruderschaft und feiern in diesem Jahr ihr fünfhundertneununddreizigstes (in Zahlen: 539) Schützenfest. Also seit ihrer Gründung 1468 jedes Jahr - da simmer dabei!
Wie lange das traditionelles Kranzbinden am Donnerstag dazugehört ist nicht überliefert, aber mal interessant von den Ganz-Altschützen zu erfahren.
Dieses Jahr wurde König Gerd besonders von der Tannenfee bedacht, den nicht nur der Tannenzweiglieferant Reiner Odendahl brachte eine nicht unerhebliche Menge Grünzeug, auch ein bisher unbekannter Spender plazierte am Morgen einen großen grünen Haufen nicht in sondern unter den königlichen Briefkasten.
Somit hatten die vor allem jüngeren Schützen eine Menge zu schnibbeln und die Qual der Wahl der besten Zweige. Wir haben gelernt: Ein Zweig an sich hat eine helle und eine dunkle Seite, somit sind gewünschte Abstufungen kein Problem. Für z.B. nur helle Zweige klebt man einfach zwei zusammen - Genial!
Somit konnten sich die Fast-Altschützen beim eigentlichen Binden austoben und sich Zeit lassen - war ja lange hell! Bis irgendwann irgendjemandem auffiel, dass man doch noch den ein oder anderen Kranz machen sollte - nach der Pause mit lecker Schnittchen!
Schließlich hat man es dann doch noch geschafft und konnte zum gemütlichen Teil übergehen, der eigentlich für die meisten von Anfang an bestand. Um die königliche Hofeinfahrt nicht zu verschandeln, wurden die restlichen 35 Kubikmeter Grünzeug noch mal eben schnell weggeschafft. Vielleicht schraubt Reiner die Äste wieder an die Tannen dran - für nächstes Jahr.



Freitag
Seit ihrer bereits erwähnten Gründung 1468 und auch wohl während der Prohibition hat die Welt innerhalb der Rheindörfer noch nie einen so klaren König gehabt, der sich fest vorgenommen hat bis zu seiner Entkrönung am Dienstag keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Das ist an sich sehr ehrenvoll, wird aber durch die Wahl seines alkoholfreien Getränkes wieder zunichte gemacht: Jever Fun - Noch Fragen?
Die am Donnerstag mühsam und mit viel Zeitaufwand gebundenen Kränze (Warum heißt das Kränze und nicht Girlanden?) kamen an diesem Schmückfreitag zum Einsatz, indem sie mühsam und mit viel Zeitaufwand eine Hausseite der jeweiligen Majestät verzieren durften. Den Jungschützen machte das ganze so viel Spaß, dass sie kurzerhand die Hauswand von Prinz Tilo nochmal schmückten, nachdem der erste Schmückversuch den Gesetzen der Schwerkraft erlag - Shit happens!
Auf der Königsallee bei König Gerd lag man da schon in den letzten Zügen und schraubte detailverliebt die weißen Rosen in den Kranz/Girlande. Also zwei schraubten, der Rest hatte die Verantwortung.
Pünktlich zur Dunkelheit war Tilo fertiggeschmückt und die Vorbereitungen für den Fackelzug liefen - irgendwie. Schnell noch Holländers Franz seine fahrbare und beleuchtete Musikmaschine geholt und festgestellt, dass keine vernünftige Marschmusik am Start ist. Et hät noch immer jood jejange hatte Prinzenmutter Marlis so was in der Art auf CD, also Fackeln an und Abmarsch und zwar hurtig, weil die Fackeln dieses Jahr von kurzer Dauer waren. Ausfallquote bis zum Königshaus: 50%! Aber zu einer kleinen Fackelparade hat es immerhin noch gereicht und der Wille zählt.
Da hat doch mal wieder alles gepasst und darauf wurde dann mit Kölsch und Jever Fun (würzig herb) angestoßen - Mahlzeit!



Samstag
War ich nicht dabei!



Sonntag
Zum Kaiser fehlen König Gerd noch zwei Armbinden, aber das entsprechende Wetter war heute schon mal kaiserlich. Für vernüntige Bilder war die Sonne schon zu stark, aber die Fotosession muß halt sein, schließlich will man in zwanzig Jahren noch sehen wie die Damen ausgesehen haben. Die Könige sehen immer gleich aus.
Bei so einem Wetterchen freuen sich die Schützen und stehen gerne nach einem langen Marsch auf der Tribüne und nehmen in voller Schützenmontur bei über 20 Grad die Parade der befreundeten Bruder- und Schwesternschaften ab. Jetzt ein lecker Kölsch!
Gegen Nachmittag darf sich dann auch der nicht aktive Schütze und die Damenwelt schießtechnisch bestätigten beim Großen Preis des Bürgervogels. Gewinner in diesem Jahr ist bei den Herren der Fast-Rheinkasseler Frank Hoch und bei den Damen die bereits bühnentechnisch erfahrene Karin Reinhard aus Langel.
Bis gegen 23 Uhr das Zeltpersonal Feierabend gemacht hat wurde mit dem neuen Bürgerkönigspaar das ein oder andere Tanzbein geschwungen. Für einige war das natürlich noch viel zu früh und so entschloss man sich kurzfristig im kleinen Zelt weiter zu feiern - Hat ja eh geregnet.



Montag
Für die ganz Harten und Schützenbrüder beginnt so ein Montag gemeinerweise schon um 9 Uhr mit einer kleinen Frühmesse um dann - hoffentlich vollends wach - zum Ehrenschießen anzutreten, bei dem dann Präses Stephan Weißkopf, "Dorfsheriff" Dieter Lütjans, Brudermeister Heinz Felten und der amtierende König Gerd Dick die Chance haben den Vogel vor allen anderen abzuschießen - seit 1468 aber noch nicht vorgekommen.
Nach getaner Schießerei darf man sich zum großen Frühstücksbuffet im Zelt begeben, das von den Schützenfrauen und -partnerinnen vorbereitet und druchgeführt wird. An dieser Stelle auch mal ein dickes Dankesschön an all die weiblichen Akteure, die meist im Hintergrund für ein Gelingen des Schützenfestes beitragen.
Diese morgendliche Völlerei geht dann kontinuierlich in einen gemütlichen Frühschoppen über, der mittags von einem deftigen Erbseneintopf untermalt wird.
Nachmittags beginnen die Schießereien um die neuen Würdenträger, wobei der Vogel des Schülerprinzen sich mehrfach weigerte runterzufallen, sich aber schließlich dem 198. Projektiel ergab, das von Fabian Heller abgefeuert wurde. 1. und 2. Ritter, also der vorherige und nachfolgende Schütze, wurden Maximilian Huisinga und Christian Schmitz.
Fast die gleiche Schußzahl brauchten auch die Jungschützen und zwar 194 an der Zahl, bis Alexander Dick den Vogel erlegte - mal wieder, denn Alex war bereits in seinem ersten Jungschützenjahr Prinz und ist es nun auch in seinem letzten Jahr noch einmal geworden. Seine Rittersleut sind die Feltens (Markus und Michael).
Weit weniger Male machte die Donnerbüchse ordentlich Wumms bis der Königsvogel bzw. die rudimentären Reste von der Stange geholt worden sind. Um 22:32 Uhr machte Vito Spalluto mit dem 88. Schuß dem sehr spannenden Königsschießen und seiner langen Ära ohne Titel ein Ende. Ein sehr emotionaler neuer König nahm die Glückwünsche seiner Schützenbrüder und Freunde entgegen - Gänsehautatmosphäre!
Im Zelt wurde das neue Königspaar umjubelt empfangen bevor alle neuen Majestäten auf der Bühne vom dritten Brudermeister vorgestellt und von den Jungschützen mit Stofftieren ausgestattet wurden, auf die sie gut aufzupassen haben, sonst wird es teuer.
Nach einem Ehrentanz und diversen Runden Kölsch bzw. Jever Fun warteten schon Unmengen von frisch gebratenen Eiern und lecker Schnittchen im Hause Spalluto auf den neuen König Vito und seine Königin Regina (von lateinisch: regina, Königin).
Der jüngste König der Neuzeit ist der dreizigjährige aber nicht, den Rekord hält noch ein Kaiser, der damals 28 Jahre alt war.



Dienstag
Am heutigen Dienstag können alle außer den neuen Majestäten ausschlafen, die müssen nämlich, wie alle Champions, zur Pressekonferenz. Ob sie auch zur Dopingprobe müssen, ist nicht bekannt. Ausgeschlafen nutzt man die Zeit bis zur abendlichen Krönungsmesse und transferiert die am Donnerstag noch frisch gebundenen Kränze (Girlanden?) an die neuen Königshäuser - in Ruhe, mir han jo Zick
Für die Schützenherren ist die Vorbereitung für den Abend einfach: Rein in die Uniform und gut ist. Bei den Damen sieht das schon anders aus, aber es lohnt sich. Staats parat jemaht warten scheidene und bald neue Majestäten auf den Zug der das bald kommen wird, um sie zur Krönungsmesse in die Pfarrkirche St. Amandus zu begleiten, wo Präses Stephan Weißkopf die Insignien der einzelnen Würdenträger segnet, bevor diese den neuen Prinzen und Königen angelegt werden.
Abmarsch zum Zelt! Wieviele Kerzen hat die Bruderschaft eigentlich aufgestellt für die insgesamt doch schönen Tage während des Festes?
Ankunft im Zelt! Befreundete Bruderschaften/Schwesternschaften aus Fühlingen, Merkenich, Longerich und Weiler/Volkhoven, in der auch Königin Regina selbst aktiv ist, marschieren ein. Brudermeister Heinz Felten begrüßt schätzungsweise 111 Ehrengäste - und mich!
Die verschiedenen Würdenträger werden noch ein letztes Mal unter großem Jubel und Beifall vorgestellt: Ex-Schülerprinz David "Flummi" Böckem mit seiner Mutter Maria, Ex-Jungschützenkönig Tilo Fuchs mit seiner Mutter Marlis und das Ex-Königspaar Gerd Dick mit seiner Iris Huisinga. Ex-König Gerd nutzt die Gelegenheit, um seinen Schützenbrüdern und allen Helfern für die großartige Unterstützung zu danken - ein sehr emotionaler Moment! Auch seine Iris, seine Dauer-Königin, ergreift an dieser Stelle das Mikrofon und dankt besonders den Damen der Bruderschaft für ihre einzigartige Unterstützung während ihrer Regentschaft.
Unter ebenfalls großem Jubel werden die neuen Majestäten vorgestellt: Schülerprinz Fabian Heller mit seiner Mutter Ulrike, Jungschützenkönig Alexander Dick mit seiner Freundin Nina Hönerbach und schließlich König Vito Spalluto mit seiner Regina.
Die drei erhalten ihre entsprechenden Abzeichen, wobei sich König Vito besonders freuen darf endlich eine Armbinde tragen zu dürfen, nachdem es während seiner Jungschützenzeit - wie mittlerweile allgemein bekannt - nie zum Prinz geklappt hat.
Beim anschließenden Ehrentanz durfte man sich gegenseitig auf die Füße treten und Prickelwasser schlürfen. Danach war eigentlich nur noch Party angesagt. Auch wenn zu später Stunde begonnen wurde die Deko abzuräumen: Die Feier ging weiter! Irgendwann hat der Brudermeister das Zelt abgeschlossen, König Vito noch ein Pittermännchen organisiert, es wurde noch dreimal um den Kreisverkehr gelaufen, bis schließlich irgendwann gegen halb sechs der letzte Schütze auf dem Weg nach Hause gesehen wurde - wie seit 1468?

E N D E